für Angehörige

Kennen Sie jemanden, der*die sexualisierte Gewalt erlebt hat?

Vermutlich tun Sie das, denn leider ist sexualisierte Gewalt häufiger als man annimmt.
Aber es wird nicht darüber gesprochen. Das macht es noch schwerer, damit umzugehen.

Nun hat sich Ihnen eine Person geöffnet und Ihnen erzählt, dass ihr etwas passiert ist. Oder Sie haben die Vermutung, dass eine Person in ihrem Umfeld  sexualisierte Gewalt erlebt hat oder immer noch erlebt.

Vielleicht sind Sie erschrocken, wütend oder traurig. Oft löst die Vermutung oder das Wissen heftige Gefühle aus. Vielleicht wissen Sie auch noch gar nicht, wie Sie sich fühlen sollen.

Oder/und Sie fühlen sich…
– mit der Situation überfordert und hilflos.
– verantwortlich.
– irgendwie mitschuldig. Vielleicht denken Sie, Sie hätten früher etwas bemerken oder anders handeln sollen.
– als müssten Sie jetzt etwas unternehmen.
– unsicher, ob Sie der Person glauben können.

Sie sind mit diesen Gefühlen nicht allein und Sie müssen auch nicht allein damit fertig werden.

Wir beraten Sie kostenlos und vertraulich.

Wir unterstützen Sie dabei:
– mit der Situation umzugehen.
– Fragen zu weiteren Schritten oder Entscheidungen zu klären.
– Die betroffene Person zu unterstützen.
– Ihre eigenen Grenzen zu erkennen und zu bewahren.

Sexualisierte Gewalt ist nicht nur für die Betroffenen sehr belastend und schwer zu bewältigen, sondern auch für das Umfeld eine Herausforderung. Sie stehen vor der Aufgabe, die betroffene Person zu unterstützen und ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen und sich dabei selbst nicht aus dem Blick zu verlieren.

Wichtig zu wissen ist: Jede Person reagiert anders auf die erlebte Gewalt. Und jede Person hat ihren Weg, das Erlebte zu verarbeiten. Eine so extreme Erfahrung kann auch Bewältigungsmuster hervorrufen, die für andere vielleicht unverständlich sind.
Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass die Reaktionen von nahestehenden Personen für die Betroffenen sehr wichtig sind. Sie können viel im weiteren Bewältigungsprozess ausmachen.

 

Hilfreich ist es, folgende Punkte zu beachten:

– Für das Gespräch mit der betroffenen Person finden Sie hier einen Leitfaden.

Bitte unternehmen Sie nicht sofort etwas! Es ist verständlich, dass Sie das Gefühl haben, etwas tun zu müssen, zum Beispiel zur Polizei gehen. Sie möchten der Person damit helfen.
Aber: Die Person verliert dadurch die Kontrolle. Auch ein sexueller Übergriff ist ein Kontrollverlust über den eigenen Körper und zum Teil über das ganze eigene Leben. Dieser Kontrollverlust fühlt sich schrecklich an. Deshalb ist es wichtig, den Betroffenen danach so viel Kontrolle zu geben wie möglich.

Seien Sie für die Person da, ohne sie zu bedrängen! Zeigen Sie der Person, dass sie mit Ihnen über ihre Erfahrungen und Gefühle sprechen kann. Drängen Sie sie aber nicht, das zu tun, wenn sie nicht möchte!
Über traumatische Erfahrungen zu sprechen ist sehr schwierig, deshalb lassen Sie die Person entscheiden wozu sie sich bereit fühlt. Überschütten Sie die Person auch nach Möglichkeit nicht mit Ihren eigenen Gefühlen. Das kann überfordernd wirken.

Verurteilen Sie die Person nicht! Vielleicht kommt Ihnen das Verhalten der Person seltsam vor, sie erzählt Ihnen zum Beispiel mit sehr emotionsloser Stimme von dem Übergriff. Oder Sie fragen sich, warum sie sich keine Hilfe geholt, sich nicht gewehrt hat usw. Die Person befindet sich in einer extrem belastenden Situation und diese Verhaltensweisen sind Schutzmechanismen. Sie hat sich getraut, sich Ihnen zu öffnen, weil sie Ihnen vertraut. Sie können ihr nur helfen, wenn Sie dieses Vertrauen erhalten.

Achten Sie auf sich selbst! Überlegen Sie, wie viel Sie selbst aushalten können. Auch Sie dürfen sich Unterstützung holen. Sie können sich bei uns melden und/oder sich zum Beispiel eine Therapeut*in suchen, die Ihnen hilft Ihre Belastung zu verarbeiten.

Wenn Sie der*die Partner*in einer betroffenen Frau sind, wird die Situation oft noch dadurch erschwert, dass sich ihre Gewalterfahrung auch sehr auf die Beziehung auswirkt. Es können Schwierigkeiten mit Nähe und Sexualität auftreten. Das ist zusätzlich schwer zu verkraften. Sie können auch darüber mit uns sprechen.
Wir helfen Ihnen, mit der Situation umzugehen.